Aktuelle Meldung
Farewell, Goofy
Vor Kurzem haben wir um Unterstützung für den alten Goofy gebeten. Wir konnten ihn mit eurer Unterstützung in unser Projekt „Gnadenplatz Grauschnauze“ aufnehmen, er wurde von drei fantastischen Paten unterstützt und konnte so auf seinen Lebensplatz reisen, an dem ihn sein Frauchen schon voller Vorfreude erwartete.
Längst schon wollten wir von ihm berichtet haben, allerdings ist es keine Geschichte mit einem Happy End. Wir brauchten im Team erst einmal eine Weile, um uns von dem traurigen Ereignis zu erholen, es zu realisieren und auch seine Familie wollte sich ein wenig Zeit nehmen, alles zu verarbeiten.
Goofy wurde Anfang Mai von seiner Familie in Empfang genommen. Leider stellte sich sehr schnell heraus, dass Goofy in einem schlechten Allgemeinzustand war und er die weite Reise nicht gut verkraftet hat. Er war benommen, hatte Schmerzen und konnte sich nur schlecht bewegen. Sein Frauchen brachte ihn schnellstmöglich in eine Tierklinik. Dort wurde in Rücksprache mit uns dann schließlich nach gründlichen Untersuchungen geraten, Goofy gehen zu lassen.
Wir sind unendlich traurig, es tut uns so leid für Goofy, der es so sehr verdient hätte, einen schönen Lebensabend zu verbringen und auch für sein Frauchen Ine und ihre Familie, die sich im Vorfeld auf den alten Herrn gefreut haben und sich ganz bewusst entschieden haben, genau ihm noch eine schöne und liebevolle Zeit zu schenken.
Wir wissen nicht genau, was den Ausschlag gegeben hat, dass Goofy diese Reise nicht überstanden hat, vielleicht war es ein länger vorhandener Infekt, vielleicht war sein Allgemeinzustand vorher bereits angeschlagen, was er aber, so wie es manchmal passiert, sehr gut verstanden hat zu verbergen.
Wie bei all unseren Hunden wird vor Ausreise eine Untersuchung von einem Tierarzt vorgenommen. Diese Untersuchung ist ein kurzer Check Up, ob der Hund augenscheinlich gesund und fit für die Reise ist. In Goofys Fall hat dieser Check Up versagt.
Wir machen uns große Vorwürfe und haben uns gefragt, was wir hätten anders machen können. Vermutlich in Goofys Fall nichts, es hat uns aber vor Augen geführt, dass wir gerade bei den Senioren noch mehr Umsicht walten lassen müssen. Wir können auch nur auf die Kollegen vor Ort vertrauen und auch ihnen unterlaufen manchmal Fehleinschätzungen. Ja, wir wissen jetzt, was wir in Zukunft anders machen werden. Das macht Goofys Schicksal nicht weniger tragisch, macht ihn nicht wieder lebendig, lässt uns und vor allem seine Familie nicht weniger traurig zurück . Aber wir können für die Grauschnauzen, die hoffentlich auch weiterhin ihre Chancen auf einen würdevollen Lebensabend bekommen, unsere Lehren ziehen und es besser machen. Wir werden zukünftig für die betagteren Hunde eine sehr gründliche ärztliche Untersuchung in Auftrag geben, um die Chance, dass so etwas wieder passiert, zu minimieren.
Die Kollegen in Rumänien haben wohl den Fehler gemacht, Anzeichen zu übersehen, die nicht Goofys Alter geschuldet waren, darüber sind wir sehr, sehr traurig und bestürzt, aber diese Fehler konnten nur passieren, weil wir alle gehandelt haben und wir Goofy ein besseres Leben ermöglichen wollten. Weil uns sein Schicksal am Herzen lag. Aber trotzdem kann die Alternative nicht die sein, nichts zu tun, damit man keine Fehler mehr macht. Hier sei auch nochmal darauf verwiesen, dass die Kollegen vor Ort keineswegs fahrlässig handeln. Momentan sind sie dort unten allerdings massiv unter Druck, weil sie ihr kleines Tierheim räumen und auf die Schnelle eine andere Unterbringung für die Hunde organisieren mussten.
Wir möchten uns hier auch noch einmal bei den Paten bedanken, die es möglich machen wollten, dass Goofy noch eine tolle Zeit bekommt und die mit uns um ihn trauern.
Lauf über grüne Wiesen, lieber Goofy, tanz mit den Wolken dort oben und verzeih uns, dass wir erst aus Fehlern lernen können manches Mal. Mach´s gut, alter Junge, wir vergessen dich nicht.
Deine Familie, die sich für genau dich entschieden hatte, möchte dir auch noch ein paar Zeilen widmen:
"Lieber Goofy, jetzt ist es schon ein paar Wochen her, dass Du hier warst. Es fühlt sich sehr weit weg an, als wäre eine Ewigkeit vergangen. Barbara Quante, Deine Vermittlerin, hatte Dich schon im Januar vorgeschlagen, aber im Hinblick auf Deinen Gesundheitszustand hatte ich Dir den Transport nicht zumuten wollen. Stattdessen nahm ich kurz hintereinander Pflegis auf, die auch dringend eine Chance brauchten. Dann musste ich wieder mehr arbeiten und die ganze Coronasituation war unsicher und nichts war planbar.. Im Frühjahr kamen dann neue Bilder und Videos, auf denen es Dir besser zu gehen schien und auch die Nachricht, dass die Auffangstation dort den Platz räumen muss.
Eigentlich wollte ich Dich Gandhi nennen, weil Du so friedlich und so tapfer warst. Und ich wollte Dir wenigstens einen schönen Sommer schenken. Eine streichelnde Hand, gutes Essen, einen weichen Platz, einen Garten und Spaziergänge, auf denen Du ausgiebig hättest schnüffeln können. Ein bisschen Ruhe und Frieden. Das hätten wir Dir von ganzem Herzen gewünscht.
Leider kam alles anders. Als ich das Foto von Dir aus dem Trapo bekam. hatte ich ein ganz mulmiges Gefühl. Jedoch war die Zeit vorher so stressig, dass ich gar keine Gelegenheit hatte, mir richtig Gedanken zu machen. Am Samstag bin ich extra früher von der Arbeit, um bloß pünktlich am Treffpunkt zu sein. Es waren 300 Kilometer pro Strecke zu fahren und der Elbtunnel ist derzeit durch die vielen Baustellen unberechenbar. Der Trapo hatte Verspätung, so dass mein Freund mitfahren konnte und ich musste nicht allein fahren, worüber ich später sehr froh war.
Nach Rücksprache mit der Transporteurin sind wir dann noch ein Stück weiter entgegengefahren, um Dir etwas Zeit in der Box zu ersparen. Beim Umladen jedoch war klar, dass es Dir nicht gut ging und so sind wir gleich los direkt zur nächsten Tierklinik auf der Strecke, nach Norderstedt. Die hatten jedoch noch vier andere Notfälle vor uns und nach langem Warten in der Kälte der Nacht, haben wir uns entschlossen, dass wir Dich erstmal zu Hause versorgen und schauen, was genau Du brauchst, Schmerzmittel, etwas Trinken Essen, vor allem Ruhe und ein weiches Lager. Gegen drei Uhr in der Nacht waren wir dann zu Hause, Du hattest Schmerzen, konntest kaum alleine stehen oder Dich umlagern. Nachdem Du Schmerzmittel bekommen hattest, wurdest Du langsam ruhiger. Aber mir wurde auch nach und nach klar, dass Deine Zeit wohl gekommen war. Die Nacht war einfach nur furchtbar. Mein Tierarzt hatte leider nicht auf, Notdienst nur in einer Praxis, in der man sein Tier abgeben muss und nicht mit in das Behandlungszimmer darf. Das wollte ich eigentlich vermeiden, aber nun ließ es sich nicht verhindern. Nach Rücksprache mit dem Vorstand sind wir dann losgefahren, Du hattes wieder Schmerzen, hast Dich abgewendet, wolltest keinen Kontakt mehr, nur noch Deine Ruhe. Die Untersuchungen haben meinen Verdacht bestätigt, Dein Herz war zu schwach und Du hattest noch andere Baustellen, die im Gesamtpaket nicht mehr behandelbar waren. Gemeinsam haben wir schweren Herzens entschieden, Dich ziehen zu lassen.
Es tut mir so unendlich leid, dass ich Dir nicht mehr helfen konnte. Bitte verzeih mir! Ich kam einfach zu spät. Deshalb bitte ich jeden, der die Möglichkeiten und einen freien Platz hat und überlegt, ob er nicht einen Senior aufnehmen soll, wartet nicht zu lange! Sie brauchen alle mehr, als im Tierheim zu geben möglich ist. Sie sind oft zu schwach und zu bescheiden und sie haben vor allem keine Zeit mehr. Natürlich kostet es Geld, natürlich kostet es auch Kraft und man muss vielleicht sein Leben etwas umstellen. Aber was sie uns zurückgeben, ist so viel mehr und unbezahlbar. Das Einzige, was ich bisher bereut habe, ist zu lange mit mir gerungen zu haben, während die alten Hunde Tag für Tag ausharren und kämpfen, um am Leben zu bleiben.
Ich danke kettenlos, dass sie Goofy diese Chance gegeben haben und auch allen Spendern und Paten, die sich daran beteiligt haben. Bitte kämpft weiter und lasst euch nicht entmutigen von dieser Geschichte. Goofy hat keinen schönen Sommer mehr bekommen, aber ein weiches Bett, leckeres Essen, ein bisschen Ruhe und ich denke, er hat gespürt, dass wir uns um ihn gekümmert haben, ich habe ihn in Liebe gehen lassen, habe ihn bis zum letzten Atemzug begleitet, nach Hause geholt und hier beerdigt. Er ist nicht einsam und verlassen in irgendeinem Zwinger verreckt und darüber bin ich froh und dankbar. Ruhe in Frieden, Du sanfte Seele!"
Liebe Ine, wir danken dir und deiner Familie für diese letzten Zeilen und vor allem dafür, dass ihr Goofy bei euch aufnehmen wolltet, um ihm noch einen schönen Lebensabend zu bereiten. Wir trauern mit euch um Goofy.
Das gesamte Team von kettenlos