unterwegs vom 13. bis 16.05.15
Lange habe ich darauf gewartet, aber am 13. Mai war es dann soweit: meine erste Ungarn-Tour für kettenlos. Unsere Jungs waren ja schon vor Ort zur Bauwoche und meine Kollegin Jana und ich sollten dazustoßen. Schon ganz früh am Morgen startete Jana an der Küste und machte sich alleine auf die lange Fahrt zu unserem Treffpunkt, wo ich dann zustieg. Schnell waren meine mitgebrachten Spenden und mein Gepäck verstaut und schon ging es los.
Eine fröhliche Stimmung begleitete uns beide, die uns auch während eines langen Staus bei Passau nicht verließ. Sehr müde, erschöpft und froh trafen wir dann in der Nacht auf Ralf, der uns vor Ort abholte und uns zu unserer Pension begleitete.
Die Nacht war kurz, es gab viel zu tun. Nach einem kurzen Frühstück mit den anderen Kollegen, Holger, Hagen und Willi, ging es los ins Tierheim nach Tátábanya.
Zum ersten Mal sah ich nun das Tierheim, in dem unser Pflegehund Ulrik sein ganzes bisheriges Leben verbracht hatte. Ich freute mich auf die Mitarbeiter im Tierheim. Wir wurden freudigst begrüsst und sogleich mit ungarischem Kaffee verwöhnt (nichts für schwache Nerven).
Holger nahm sich meiner an und führte mich durch das ganze Gelände des Tierheims und zeigte mir alles. Ich war emotional etwas gespalten zwischen Traurigkeit, Hoffnung, Freude und Sprachlosigkeit. Das Gelände ist recht groß und vieles noch nicht optimal genutzt. Aber es gibt viele gute Ideen, Projekte und damit verbunden mächtig viel Arbeit. Ich sah das neu gebaute Welpenhaus und auch die neue Quarantäne, die gerade im Bau steht.
Ich war begeistert von dem, was schon alles geschafft wurde, wo die neuen Ausläufe gebaut werden sollen. Gleichzeitig kam in mir das Gefühl auf, hier würde man niemals fertig werden, so viel gibt es zu tun, damit sich die Hunde und auch die Mitarbeiter im Tierheim wohl fühlen.
Sodann schauten wir uns die Hunde an, zu denen wir Aufträge hatten, machten Fotos und ließen uns etwas über die einzelnen Hunde erzählen. Auch wenn Armin, der Übersetzer, nicht immer für alle gleichzeitg da sein konnte, so war es uns doch möglich, uns mit den Mitarbeitern zu verständigen (Hände und Füße waren dabei unentwegt im Einsatz).
Danach ging ich in Ruhe durch die Gänge im Tierheim und an den Gehegen vorbei und betrachtete die Hunde und deren Situation. Teilweise müssen 5 Hunde in nur einem einzigen kleinen Zwinger verharren, weil das Tierheim überfüllt ist und es an Platz fehlt. Auch hier besteht noch viel Handlungsbedarf, um die Lage zu entspannen.
Die Hunde kamen entweder an die Gitter, drückten sich daran, um ein wenig gestreichelt zu werden, oder sie saßen zurückgezogen im Hintergrund. Eine fast unerträgliche Lautstärke herrschte in den Gängen, wenn man hindurch ging. Es zerriss mir das Herz. Hunde suchten verzweifelt den Kontakt
Aber so schlimm das auch auf mich wirken mag, sie sind nicht alleine. Die Mitarbeiter im Tierheim leisten großartige Arbeit, von morgens früh bis in die Abendstunden. Unentwegt putzen sie Zwinger, lassen sie Hunde in die großzügigen Ausläufe, füttern sie, kümmern sich. Aber sie werden nie wirklich fertig.
Was ich persönlich ganz toll finde, ist die Entstehung eines eigenen Tierarzt-Behandlungszimmers. Den erforderlichen OP-Tisch konnten wir ja schon mit bringen.
Ich finde, das ist neben einer Quarantäne und dem Welpenhaus eine ganz wichtige Investition, denn so kann der Tierarzt gleich vor Ort behandeln und lange Transportfahrten können so sowohl für die Hunde als auch für die Mitarbeiter vermieden werden. Schnelles Handeln im Notfall wird dann möglich.
Ein langer Tag voll mit unterschiedlichen Eindrücken neigte sich dem Ende zu und erschöpft trafen wir uns dann zu einem gemeinsamen Abendessen, um dann müde in die Betten zu fallen.
Auch der nächste Tag begann mit einem gemeinsamen Frühstück und der alsbaldigen Abfahrt ins Tierheim. Vieles musste noch erledigt werden.
Wieder besuchte ich die Hunde, fotografierte und widmete mich einzelnen Hunden, die mich auf irgendeine Weise besonders berührten. So z.B. Amira.
Sie ist leider nicht ganz so einfach und muss daher in einer Einzelbox sitzen. Aber sie war ganz zärtlich, wenn ich ihr Leckerlies gab, ganz vorsichtig nahm sie sie von meinen Fingern. Sie drückte sich gegen die Gitterstäbe, damit ich ihren Bauch streicheln konnte. Sie ging mir ziemlich nah.
Ich besuchte sie öfter am Tag und redete viel mit ihr. Ich würde mir so sehr die richtigen Menschen für sie wünschen, damit auch sie einmal erleben darf, wie ein behütetes Hundeleben aussehen kann.
Auch Csillag war eine Hündin, die mich immer wieder anzog.
Wie selbstlos und liebevoll sie sich um ihre Welpen kümmert, hat mich doch sehr berührt. Ich wollte ihr ein paar Minuten Abwechslung und Zeit ohne Babies schenken und begab mich mit ihr auf einen Spaziergang. Ein Spaziergang, der nur wenige Schritte nach dem großen Tierheimtor endete, denn sie wollte zurück zu ihren Babies. Eine Abwechslung schien sie nicht zu brauchen oder zu wollen, verantwortungsbewusst wollte sie nur zurück zu ihren Welpen. Gute Mama, Csillag. Sie ist eine ganz, ganz tolle Hündin und auch für sie wünsche ich mir ganz schnell Menschen, die sie mit Liebe dafür belohnen, was sie schon in ihrem Leben geleistet hat.
So begleitete mich Grof, der wunderschöne große Vizsla-Rüde, und wir machten einen wunderschönen entspannten Spaziergang. Danke Grof, du bist ein ganz toller Hund.
Die Außenarbeiten gingen gut voran, konnten aber natürlich nicht abgeschlossen werden. Ich finde den Einsatz einer Schulklasse ganz toll. Azubis aus einer Schweißerschule kamen mit ihrem Lehrer, um bei den Außengehegen zu helfen. Das war ein toller Einsatz und ich freue mich darüber, dass unsere jungen Generationen auf solche Weise an die Verantwortung herangeführt werden, die wir nun mal für all diese Tiere haben. Ich bin überzeugt davon, dass es sich lohnen wird, unsere Hoffnungen in die nachkommenden Generationen zu stecken, viele kleine Schritte zu einer besseren Welt.
Den Abend ließen wir dann bei der Tierheimleiterin Eva zu Hause ausklingen.
Der große Tag der Abreise war gekommen und schon früh waren wir im Tierheim, um die Hunde einzuladen, die mit uns auf große Fahrt gehen durften. Ein letztes Mal schaute ich nach Amira und mit Tränen in den Augen verabschiedete ich mich von ihr. Ich konnte sie nicht mitnehmen, musste sie und alle anderen zurücklassen.
Ich konnte nun selber sehen und erfahren, an wie vielen Ecken noch so viel Hilfe nötig ist und werde nicht aufhören, mich weiter für die Tiere einzusetzen, die unsere Hilfe so dringend brauchen. Wir lassen euch nicht im Stich und ich komme bestimmt wieder.
Liebe Grüße, eure Jenny Burger (hier mit Nancy, einer ganz süßen, liebevollen und hübschen Hündin).