Aktuelle Meldung
Frohe Ostern
Ostern ist das Fest der Auferstehung, das höchste der kirchlichen Feste.
Grundsätzlich ist es eine fröhliche Feier, auch hier trifft sich traditionell eher die Familie.
Dieses Mal ist es etwas anders.
Corona heißt der Verantwortliche, der das Leben dieser Tage und Wochen so umkrempelt, alles anders werden lässt.
So können wir dieses Jahr Ostern nicht im großen Familienkreis feiern, manche sind ganz allein, zum Schutz vor Ansteckung.
Und auch aus Angst.
Nichts desto trotz scheint plötzlich ein österlicher Gedanke, die Auferstehung, der Neubeginn, Einzug zu halten, überall scheint es, als entdeckten viele ihren Gemeinschaftssinn, ein Gefühl von Solidarität.
Es wird plötzlich geklatscht für Menschen, die uns schon immer versorgen, wenn wir krank sind, es hat sich in ihrem Tun nichts verändert. Aber offenbar bei der großen Allgemeinheit, man scheint plötzlich Wertschätzung zu empfinden und den anderen mehr wahrzunehmen. Gleichzeitig machen kleine Filmchen in digitalen Medien die Runde, die davon erzählen, wie das Virus uns ändert, dass Corona eine Chance sein könnte und wir alle geläutert daraus hervorgehen.
Dieser Gedanke ist ganz schön, hat aber einen Haken, wir haben mal wieder wen vergessen, nämlich die, die wir stets vergessen, denen wir alles absprechen, was uns ausmacht, obwohl sie in ähnlichen Strukturen leben, fühlen, atmen, wie wir. Wir haben mal wieder die Tiere vergessen.
Eigentlich nichts ungewöhnliches, denn das gilt leider als normal.
Es gehört an einem christlichen Feiertag zur Tradition, ein Baby zu essen, dass nie in seinem kurzen Leben Würde oder Liebe erfahren hat.
Auf Osterpostkarten werden uns die kleinen Lämmer noch gezeigt, wie sie verspielt und unbedarft über die Weide hüpfen, wieviel Lebensfreude sich in ihren niedlichen Gesichtern widerspiegelt. Leider zeigt keine Karte, wie sie im Schlachthaus aussehen, wieviel Angst sie dort empfinden, wie sie verzweifelt nach ihren Müttern rufen.
Auf netten Bildern sind kleine gelbe, flauschige Küken abgebildet, man findet sie furchtbar putzig. Aber offenbar möchte man lieber nicht das Bild sehen, wenn die kleinen gelben Wesen, die grade erst frisch geboren sind, auf einem Laufband aussortiert werden, um dann in einem Müllsack zu landen, in dem sie Stück für Stück von ihren Artgenossen , die das Fließband auch in den Sack fährt, erdrückt werden, nur , weil sie männlich und somit für die Eiproduktion wertlos sind.
Wir fühlen uns durch die Corona Regeln eingeschränkt, vermissen unsere Freiheit.
Fühlen uns dadurch mit unseren Mitmenschen verbunden.
Aber welche Mitmenschen meinen wir denn? Geht es uns wirklich um den Schutz der Schwächsten?
Vermutlich nicht, denn die Schwächsten sind nicht die kranken und alten Menschen in unserer Gesellschaft.
Die Schwächsten sind die, die keine Stimme , keine Lobby haben. Mit denen identifizieren die meisten von uns sich nicht, zu weit weg sind ihre Schicksale, zu unterschiedlich sehen wir aus.
Fast niemanden stört es, dass täglich an die zehntausend Kinder unter fünf Jahren an Hunger sterben, jeden einzelnen Tag!
Fast niemand sieht das Leid der Flüchtlinge, die vor Krieg und Armut fliehen und die sicher froh wären, wenn sie in ihren vier Wänden auf einem warmen Sofa mit gefülltem Kühlschrank ihre Situation einfach aussitzen könnten.
Und auch niemanden interessieren die Obdachlosen, die nicht einfach sagen können " wir bleiben zu Hause".
Auch ist es neu, dass sich alle Welt so für die "Alten" interessiert, stattdessen hat man Schlagzeilen vor Augen über die desaströsen Zustände in der Pflege und in den Heimen.
Und es wäre bei all diesen Punkten furchtbar einfach, etwas dagegen zu unternehmen.
Und schon gar nicht sehen wir das Leiden der Tiere, die uns umgeben, teils durch Stall - oder Schlachthausmauern oder sterile Labore für uns unsichtbar, teils aber auch ganz offensichtlich in unserem Umfeld, wie hier bei uns die Stadttauben oder aber Hunde und Katzen in anderen Ländern.
Und auch hier ist Abhilfe kein Hexenwerk:
Das setzt aber voraus, dass man sich wirklich mit der Situation des Anderen, egal ob in menschlicher oder tierischer Gestalt, auseinandersetzt, sie nachfühlen kann, empathisch ist. Ansonsten wäre die große sogenannte Solidaritätswelle nur Solidarität mit uns persönlich, eine Form von Selbstmitleid.
Aber beim Ostergedanken spielt auch Hoffnung eine Rolle.
Hoffnung, dass Gewohnheiten sich ändern, hinterfragt werden, auch damit sich Corona nicht in anderer Form wiederholt, denn nachweislich entstanden alle letzten großen Epidemien dadurch, dass wir Tiere als Ware betrachten und sie einfach nicht in Ruhe lassen, in ihre Lebensräume eindringen und diese zerstören, sie selber missbrauchen.
Und auch Hoffnung, dass wir nicht nur unser Lebensmodell sehen, sondern auch das der anderen und einen Weg finden, der nicht gegeneinander, sondern miteinander ist.
Denn dann ist Klatschen und Jubeln auch tatsächlich, was es sein soll: eine Wertschätzung.
Wir von kettenlos sind dieser Tage in Gedanken bei den Kollegen vor Ort, wir hoffen inständig, dass die Kapazitäten im Tierheim für alle Notleidenden und Hilfesuchenden ausreicht, dass Bedarfsartikel nicht zur Neige gehen und vor allem, dass alle gesund bleiben, denn gerade in den kleinen Tierheimen, in denen nur eine geringe Anzahl an Mitarbeitern die Tiere versorgt, wäre es eine Katastrophe, wenn sie ausfielen.
Aber wir haben in dieser Zeit auch bereits ganz viel Solidarität und Hilfsbereitschaft von Ihnen und euch erfahren dürfen.
Daher an dieser Stelle ein riesiges Dankeschön für die Hilfe und die Treue auch in dieser Zeit!
Das gesamte Team von kettenlos wünscht frohe Ostertage, vor allem Gesundheit und auch, dass wir etwas mitnehmen können aus diesen Wochen.