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Zwei kleine Italiener...
Neustart in Italien!
Kettenlos zieht neue Kreise. Und wir müssen gestehen, es war für uns überraschend, dass man aus Italien auf uns aufmerksam wurde.
Unsere Kollegin Kristina Schnoor stellt Ihnen heute ausführlich unser neues Projekt vor und schon sehr bald werden Sie die ersten Tiere aus dem Tierheim in Italien hier auf unserer HP finden.
Zwei kleine Italiener!
Vor einiger Zeit erreichte uns ein Mail aus Italien, genauer aus Brescia in der Lombardei. Ein privates kleines Tierheim dort war im Internet auf uns Kettenlose aufmerksam geworden, schätzte die Art, wie wir arbeiten, unsere Vereinsphilosophie und signalisierte Interesse an einer Kooperation mit uns.
Von Vorteil war von anbeginn an, dass dort ein ehrenamtlicher Helfer regelmäßig arbeitete, der in Deutschland aufgewachsen war und hier viele Jahre gelebt hatte: Alberto. Wir tauschten uns über mehrere Wochen via Mail aus und dann starteten mein Kollege Ralf Petersen und ich zu einem Kennenlernbesuch nach Brescia, um uns das Canile refugio di Brescia, wie der Name des Tierheims in voller Länge ist, persönlich anzusehen.
Das Tierheim ist sehr gut aufgestellt, es ist überall sehr sauber, die Zwinger erscheinen freundlich und die gesamte Anlage ist sehr gepflegt. Das Gelände, auf dem das Tierheim steht, gehört der Stadt Brescia, das Tierheim hat die Erlaubnis, das Gelände zu nutzen. Ihre Kapazatität umfasst 120 Hunde im Schnitt, Katzen sind zur Zeit ca. 20 - 30 dort. Die Hunde sind in Zwingern untergebracht, die einen Außen- und einen Innenbereich haben. Sie können selbstständig wählen, wo sie sein möchten. Meistens sind es Zweier- bis Dreiergruppen, die in einem Zwinger untergebracht sind, einige Hunde sind allein aufgrund von Unverträglichkeit oder einer Behinderung.
Zusätzlich gibt es eine Quarantäne und zwei großzügige Ausläufe. Es befindet sich eine Krankenstation auf dem Gelände, ein Tierarzt arbeitet eng mit dem Tierheim zusammen und macht kleinere OPs und Kastrationen vor Ort. Des weiteren gibt es eine "Waschanlage", in der Fellpflege recht professionell betrieben werden kann, hier wird jeder Hund, der reist, kurz vor dem Transporttermin "ausgehfertig" gemacht.
Die Katzen sind auf drei Räume verteilt, von denen ein Raum extra für Kitten ist und ein Raum für die positiv auf FIV getesteten Katzen ist. Zusätzlich gibt es einen Freilauf. Besonders zu bemerken ist meiner Meinung nach, dass es fast nicht riecht im Katzenhaus, trotz der Wärme. Es ist alles wirklich sehr sauber und liebevoll gestaltet, Siria und ich haben gemeinsam die Katzenklos saubergemacht und auch die müffelten kaum, gepflegt eben.
Die Hunde kommen einmal am Tag in Gruppen für ca. 1 - 2 Stunden in den Auslauf. In dem größeren der beiden Ausläufe findet auch regelmäßig eine Hundeschule statt, für die ehemaligen Tierheimbewohner aber auch andere Hunde. Siria leitet das, sie ist Hundepsychologin. Siria arbeitet dort neben Bianca, ihrem Mann Massimo und Simona und einer Mitarbeiterin, alle machen das ehrenamtlich und man merkt ihnen ihr Engagement und ihr Herzblut für die Sache zu jeder Zeit an.
Wie ist es nun um die Hunde Italiens bestellt, sind die Verhältnisse ähnlich wie in Ungarn oder gleicht es doch eher unseren Bedingungen hier in Deutschland? Siria und Alberto haben uns ein lebhaftes Bild der Lage skizziert und als Kernaussage stand der Satz: "Durch Italien verläuft eine imaginäre Grenze".
Im Norden Italiens versucht man, Hunde als Familienmitglieder zu sehen, als Haustiere, die Bedürfnisse haben, um die man sich kümmern muss. Im Süden bestimmen teilweise Streuner das Straßenbild, ein Hundeleben ist hier nicht besonders hoch angesiedelt, die Notwendigkeit von Kastrationen und medizinischer Versorgung der Straßentiere wird nicht oder nur kaum gesehen.
Wir wollen hier nicht mit erhobenem Zeigefinger urteilen, denn auch bei uns gibt es viele Zustände, die nicht mit dem Tierschutzgedanken übereinstimmen, es gibt hier wie dort Menschen, die die Würde eines Tieres mit Füßen treten, sowie die, die täglich für mehr Rechte und ein würdigeres Leben ihrer Schützlinge kämpfen. Von uns Kettenlosen erhofft man sich hier Schützenhilfe für die ärmsten Bewohner des Canile, für die Ängstlichen, die Schwarzen, die Großen, alle die, die hier keine Chance haben, die dazu verdammt sind, ein Leben hinter Gittern zu führen.
Auch für sie wünschen sich hier alle ein Heim, in dem sie ankommen können, in dem sie geliebt werden für das, was sie sind, unschuldige Lebewesen, denen man ohne Grund schon früh ihre Würde, ihren Stolz und oftmals auch ihr Vertrauen und ihren Mut genommen hat.
Man hofft, dass das, was ihnen von Menschen angetan wurde, dass das, was sie zu dem gemacht hat, was sie nun sind, irgendwie wieder gutgemacht werden kann, dass sie zumindest noch einmal merken, dass sie etwas wert sind, dass es auch andere Menschen gibt.
Es wird kein leichter Weg werden, auch hier bei uns reißt man sich nicht um die besonders Ängstlichen, die, mit denen man arbeiten muss, von denen man ersteinmal nichts erwarten darf.
Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass es auch die Menschen gibt, die bewusst genau diese Hunde suchen, die bereit sind, zu investieren, die die Schönheit auch hinter einem harten Kern oder einem scheuen Blick sehen. Und weil wir nicht aufgeben, an das Gute zu glauben und genau dafür zu kämpfen, haben wir uns entschlossen, es zu versuchen.
Wir möchten unsere italienischen Kollegen gerne unterstützen und freuen uns jetzt schon auf die Premiere, auf unseren ersten Italiener, dem wir ein tolles Zuhause anbieten können! Und das hoffentlich nicht nur für zwei kleine Italiener, sondern für viele, viele mehr!
Kristina Schnoor
Ihr/euer Team von kettenlos