Aktuelle Meldung
Zurück aus Ungarn...
Seit Sonntagmorgen sind wir wohlbehalten wieder daheim.
Alle unsere Passagiere wurden sehnsüchtig erwartet und sind gut in ihren Familien angekommen.
Wie so oft dauert es immer einige Tage, bis wir selber auch wieder angekommen sind in unserem Alltag, der nicht nur kilometermäßig ganz weit weg ist von dem, den wir in der Zeit im Tierheim hatten.
Wir schauen auf unsere Hunde, wie sie friedlich in ihren Körbchen oder auf dem Sofa liegen.
Ob sie wissen, wie privilegiert sie sind?
Vermutlich wissen sie es tatsächlich, denn unsere Hunde kommen fast ausnahmslos auch aus einem Alltag, der dem der Hunde in unseren Tierheimen in Ungarn gleicht.
Sie wissen, wie es ist, wenn man nicht fressen darf, obwohl man hungrig ist, wenn man sich dem Stärkeren beugen muss, wenn man den ganzen Tag immer wieder ohrenbetäubendem Lärm ausgesetzt ist, wenn das Highlight des Tages der Gang ins Aussengehege für ein oder zwei Stunden ist. Sie kennen es, dass Zwingergenossen ausziehen und sie allein zurückbleiben. Oder wenn es einer ihrer Kollegen nicht geschafft hat, weil er einfach aufgegeben hat oder eben krank war.
All das kennen sie und konnten es zurücklassen, vergessen werden sie es wohl nie.
An diesem letzten Wochenende haben auch einige Hunde ihr altes Leben abstreifen können. Besonders für die Alten freut es uns, dass sie nun ein behütetes Zuhause haben, einen würdigen Altersruhesitz. Aber auch für die Jungen ist es schön, dass sie erst gar nicht an dem Einheitstrott, der Langeweile im Tierheim, verzagen müssen, sondern schon so früh den Absprung geschafft haben.
Die, die uns am Samstag begleiten durften zu ihren neuen Familien, haben sich inzwischen ganz gut eingefunden in ihrem neuen Leben und auch für uns waren die Übergaben wieder sehr besondere und berührende Momente.
Allerdings sind unsere Gedanken immer auch bei jenen, die wir zurückgelassen haben.
Bei Einzelschicksalen, die uns betroffen und ratlos machen. So auch bei Lilli, bei der wir zu spät waren. Lilli, eine junge, zauberhafte Hundedame, die nie eine Chance hatte, zu zeigen, was sie alles zu geben hat. Lilli wurde mit einem Herzfehler geboren, war eine der schüchterneren und zurückhaltenderen Hunde, sicher auch aufgrund ihrer Erkrankung, Trotzdem hatte sie ein sanftes Wesen und begegnete jedem freundlich. Sie ist einfach nicht mehr aufgewacht, hat sich auf die Reise gemacht, so still und leise, wie sie auch im Tierheim immer war.
Bei aller Trauer müssen wir, und vor allem auch die Kollegen vor Ort, uns nun weiter auf die konzentrieren, die leben und die allesamt eine Chance verdient haben. Wir waren mit einigen Hunden spazieren, haben Fotos gemacht und Videos, die nur Momentaufnahmen einfangen, aber trotzdem zeigen, was für wundervolle Charaktere sie sind, jeder in seiner eigenen Art.
Ein Baileys, der nun auch schon mehrere Monate im Tierheim sitzt und so ein freundlicher und toller Hund ist, lebensfroh, ohne überdreht zu sein, leinenführig und wißbegierig.
Oder seine Zwingergenossen Tequila und seine Mutter Thaila, die beide unglaublich sanft und entspannt sind, am liebsten in einen reinkriechen würden und die auch fantastisch an der Leine laufen.
Aber auch das Powerpaket Akani, der seit seiner Kindheit im Zwinger des Tierheims ist, hat seine Lebensfreude noch nicht verloren und freut sich über seltene Aufmerksamkeit und Zuwendung.
Zana, der alte, große Bär, hatte es uns dieses Mal besonders angetan. Er sitzt schon so viele Jahre im Tierheim, dass er bereits den großteil seiner Hoffnung aufgegeben hat. Er ist ein Senior, der einige Eigenheiten mitbringt, aber in erster Linie ein großes Herz . Für ihn suchen wir schon so lange ein passendes Zuhause, eine Familie, die ihn willkommen heißt, ohne große Anforderungen zu stellen. Zanas Uhr tickt unaufhörlich und wir haben die Zeit mit ihm genossen, haben gesehen, wie der eher zurückhaltende alte Kerl plötzlich wieder aufblüht, wie er sich wälzt und dreht und einfach die kurze Zeit außerhalb seines Zwingers genießt und sich fühlen darf, als wenn er zu jemandem gehört. Immer begleitet von unserer Sorge, auch für ihn irgendwann zu spät zu sein mit unseren Bemühungen.
Lotti war auch eine unserer "Spaziergehhunde", die uns sehr positiv überrascht hat. Bei unseren letzten Besuchen war sie sehr, sehr schüchtern und konnte kaum an der Leine außerhalb des Tierheims geführt werden, so groß war ihre Angst. Aber dank der Arbeit unserer Kollegen vor Ort kann sie sich inzwischen viel mehr öffnen und hat unseren Gang genossen.
Nun gilt es , dranzubleiben und sie weiter einzugliedern und vor allem, ein Zuhause für Lotti zu finden.
Auch Gömbi, Mia, Flippi, Tessa und Dönci stehen stellvertretend für so viele unkomplizierte, fröhliche Hunde, die eine Chance verdient haben.
Sie haben die Zeit mit uns außerhalb des Tierheims so sehr genossen, dass es uns jedes Mal im Herzen weh tat, wenn wir sie wieder in ihre Zwinger bringen mussten.
Wir haben in den Tagen in Ungarn versucht, das Leben einiger Hunde für kurze Zeit mit ein paar Licht blicken zu füllen, damit sie die Hoffnung nicht aufgeben.
Und auch wir geben die Hoffnung nicht auf, dass da draußen für jeden Einzelnen von ihnen der passende Mensch ist, dass unsere Arbeit Früchte trägt und wir nicht für zu viele zu spät dran sind, dass es die, die es am nötigsten haben, nun vor der kalten Zeit es ins Warme schaffen werden.
Und wir haben ein Lächeln im Herzen, wenn wir an die denken, die inzwischen kuschelig im eigenen Körbchen liegen und das Tierheimleben hinter sich lassen konnten durch Ihre und eure Hilfe!
Danke für die Unterstützung in jeglicher Form, die uns hilft zu helfen!
Ihr/euer Team von kettenlos